Bei jeder Frau sollten idealerweise mehr als eine Eizelle gewonnen werden, sofern dies möglich und nicht kontraindiziert ist. Die medikamentöse Stimulation der Eierstöcke erfolgt für jedes Paar individuell, um das bestmögliche Ergebnis ohne Komplikationen zu erzielen. Dies erfolgt mit einem bestimmten Protokoll.
Ihr Wunsch, Ihrem Kind Liebe zu geben, ist auch unser Wunsch.
Hierzu werden die folgenden Medikamente verabreicht:
• Es werden die sog. Gonadotropine mit einer kleinen Nadel unter die Haut verabreicht. Die Einnahme erfolgt täglich ungefähr zur selben Tageszeit, während die Dosis für jede Frau bzw. Zyklus individuell festgelegt wird. Es gibt unterschiedliche Gonadotropinpräparate auf dem Markt, die sich hinsichtlich der enthaltenen Hormone (FSH, LH oder eine Kombination aus beiden) und ihrer Herkunft unterscheiden (synthetische oder bioidentische Hormone)
• GnRH-Analoga, die die Freisetzung von Eierstockhormonen stimulieren (Agonisten und Antagonisten):Die Verabreichung dieser Wirkstoffe unterdrückt die Produktion endogener Hormone der Frau. Während die Agonisten 7-10 Tage benötigen, um die Hormonproduktion der Hirnanhangdrüse zu unterdrücken, zeigen die Antagonisten eine direkte Wirkung innerhalb von Stunden. Die Analoga werden täglich ungefähr zur selben Zeit in Form einer subkutanen Injektion oder, seltener, als Nasenspray verabreicht.
• Das HCG, das das einmalig zum geeigneten Zeitpunkt 35-36 Stunden vor der geplanten Follikelpunktion verabreicht wird, um die Heranreifung der Eizellen bzw. den Eisprung hervorzurufen.
Es gibt unterschiedliche Protokolle zur kontrollierten Hormonstimulation.Diese unterscheiden sich lediglich hinsichtlich des Zeitpunkts der Unterdrückung der Hormonproduktion durch die Verabreichung von Analoga.
Beim sog. Antagonistenprotokoll startet man am 2. Oder 3. Zyklustag mit der Einnahme der Gonadotropinen. Am 5. oder 6. Stimulationstag bzw. wenn die Follikel einen Durchmesser von 13-14 mm erreicht haben gibt man den sog. Antagonisten. Beim sog. langen Agonistenprotokoll startet man mit den Agonisten sieben Tage vor dem ersten Zyklustag und nimmt die Gonadotropinen erst nach dem 1. Zyklustag ein.
Mini-IVF
Beim Mini-IVF oder milder Stimulation handelt es sich um die Einnahme von Gonadotropinen in geringer Dosierung mit dem Ziel weniger reifer Eizellen zu gewinnen. Die Mini-IVF kann bei Frauen mit erschöpfter ovarieller Funktionsreserve durchgeführt werden bzw. Frauen, die eine höhere Medikamentendosis vermeiden möchten und die Wahrscheinlichkeit einer geringen Anzahl von Embryonen bzw. die erneute Stimulation berücksichtigen.
Natürlicher Zyklus oder IVF-Naturelle
Beim natürlichen Zyklus erfolgt keine medikamentöse Behandlung der Frau. Wenn der Follikel eine entsprechende Grösse von 18-20 mm erreicht hat wird der Eisprung ausgelöst und die Eizellentnahme nach 35-36 Stunden erfolgen. Die natürlichen Zyklen sind selbstverständlich einfacher für die Frau, allerdings ist einerseits die Entnahme auf eine Eizelle begrenzt, und andererseits besteht das Risiko, das wir die Eizelle nicht entnehmen können, denn sie ist nicht reif, wird nicht befruchtet oder ist gar nicht vorahnden, weil der Eisprung früher stattgefunden hat oder der Follikel leer war. Häufig ist der natürliche Zyklus der einzige Option, z.B. wenn die Frau nicht auf die medikamentöse Stimulation anspricht. Auch hat er seine Berechtigung bei Frauen mit einer geringen Anzahl von Eizellen, die Eizellen/Embryonen sammeln möchten, um später einen Embryonentransfer mit höheren Erfolgschancen durchführen zu lassen bzw. bei Frauen, die wegen Grunderkrankungen keine Medikamente einnehmen dürfen.